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von RalfKramp » 23.10.2017, 10:12
Ihr Lieben,
nun haben wir uns zwei gemütliche Abende gemacht, meine Frau und ich. Da ich zu den beiden Beresfords nie eine ähnlich enge emotionale Bindung verspürt habe wie zu Poirot oder Miss Marple, fiel es mir nicht schwer, mich einigermaßen neutral an die beiden Folgen heranzumachen. Zwar mag ich die alte Fassung mit Annis und Warwick schon sehr, aber allein die unterschiedlichen Epochen, das jeweils andersartige filmische Setting und die unterschiedliche Art und Weise, wie die Geschichten erzählt werden, erlauben es kaum, zwischen diesen beiden Varianten irgendwelche Vergleiche anzustellen.
Ich muss sagen, dass meine Frau und ich uns bei "Partners in Crime" gut unterhalten gefühlt haben. Das ist schon mal vorab ein Punkt, der nicht zu vernachlässigen sein dürfte. Die Serie ist frisch und streckenweise rasant in Szene gesetzt. Jessica Raine als Tuppence - das muss man einfach sagen - ist köstlich! Humorvoll, ernsthaft, albern, nachdenklich ... sie ist in jeder Situation einfach die perfekte Besetzung für diese Rolle. Schon in "Call the Midwife" war sie ja herausragend. James Fleet liebe ich ja sowieso. Als verknöcherter, Major Carter ist er britisch wie immer und kann sich winden und gequält gucken wie kein Zweiter.
Und David Walliams? Nun, als ich vor Jahren von der Planung der Serie erfuhr, konnte ich es zuerst nicht glauben. Ein Comedian dieses Zuschnitts als Tommy Beresford?
Ich bin überrascht über mein eigenes Urteil: Er macht es alles andere als schlecht. (Die Geschmäcker sind ja bekanntlich unterschiedlich, mein lieber Japp.) Er ist streckenweise herrlich stoffelig, ein echter Pantoffelheld eben. Die Macher haben sich für diese Variante des Beresfordschen Ehelebens entschieden, und das ist sicher nicht die schlechteste Wahl, denn hier entstehen reizvolle Reibungsflächen, hieraus erwachsen höchst unterhaltsame Situationen voller entzückender Sticheleien. Man spürt mit Walliams als Tommy buchstäblich sein Unbehagen wenn er in eine Mordgeschichte hineingezogen wird, der er nicht gewachsen ist und es gefällt mir gut, wie verstört und hilflos er ist, wenn direkt vor seinen Augen ein brutaler Mord verübt wird. Das - und jetzt will ich doch mal rasch den Vergleich zu LWT 1982 bemühen - ist alles sogar glaubwürdiger und authentischer als in der alten Fassung. Hier ist das eben nicht alles nur ein munteres Spiel mit eleganten Hüten und vielen Leichen. Munter auch - aber eben nicht nur munter.
Die Stoffe sind in der Nachkriegsära bestens platziert. Das funktioniert wunderbar. Ich muss leider zugeben, dass ich nicht mehr über die nötige Detailkenntnis die literarische Vorlage betreffend verfüge, kann ich zu dem Maß an freier Bearbeitung nichts sagen.
Eine augenfällige Schwäche der Verfilmung ist wahrscheinlich die ein oder andere Unwucht im Erzählrhythmus. Es gibt durchaus Längen, zum Beispiel dann, wenn Parallelhandlungen in überflüssig viele Teile aufgespalten werden. Das soll Geschwindigkeit erzeugen, bewirkt aber das Gegenteil.
Also zurück zum Anfang: Zwei gemütliche Abende - wir haben uns gut unterhalten gefühlt.
Ich bin gespannt auf weitere Beurteilungen aus Euren Reihen!