Hercule Poirot's Christmas (Dezember 2010 / Januar 2011)

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Christian
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Hercule Poirot's Christmas (Dezember 2010 / Januar 2011)

Beitrag von Christian »

Die Twelve Days of Chrstmas sind noch nicht vorbei. Schaffen wir wir es, bis zum 6. Januar "Hercule Poirot's Christmas" zu lesen? Ab "Heilige Drei Könige" (Epiphany) sind an dieser Stelle zu dem Roman Beiträge herzlich willkommen!
Christian Kirsch (Administrator)
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MissLemon
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Re: Hercule Poirot's Christmas (Dezember 2010 / Januar 2011)

Beitrag von MissLemon »

Da ich jetzt wieder etwas mehr Zeit habe, wäre ich auf jeden Fall dabei. :-)
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mark
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Re: Hercule Poirot's Christmas (Dezember 2010 / Januar 2011)

Beitrag von mark »

Den Roman kenne ich schon so ganz gut, so daß ich nur nochmal kurz nachstöbern muß. Gebongt. :wink:
Du kennst noch Epiphany? Nett, wissen nicht mehr viele. :wink:
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Christian
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Re: Hercule Poirot's Christmas (Dezember 2010 / Januar 2011)

Beitrag von Christian »

Heilige Drei Könige (6.1.) ist vorbei. Auch wenn die Sternsinger nicht bei uns waren. Leider habe ich es mit meiner Zeitvorgabe selber nicht ganz geschafft und den Roman erst am Samstagabend beendet. Ich hatte das Buch vor Jahrzehnten gelesen und konnte mich überhaupt nicht mehr an den Inhalt erinnern, so war es quasi neu für mich. Hier meine Bemerkungen zu dem Buch:

Der "Christie for Christmas" war sprichwörtlich. In ihrer langen produktiven Zeit, veröffentlichte die Queen of Crime zwei Romane im Jahr, davon einen zu Weihnachten. Und bei "Hercule Poirots Weihnachten" erwartet man einen behaglichen Krimi mit einem Schuss Weihnachtsatmosphäre. Doch weit gefehlt. Die Widmung macht es deutlich: für ihren Schwager hat Christie diesmal einen blutigen (für sie ganz untypisch) Mord inszeniert: Simeon Lee, Multimillionär, hat zu Weihnachten alle seine Söhne mit ihren Frauen eingeladen. Auch der "verlorene Sohn" Harry, der vor zwanzig Jahren das Haus verlassen hat, um im Ausland das Geld seines Vaters zu verprassen, kehrt zum Fest zurück. Ebenso Lees einzige Enkeltochter, Pilar, hat den Weg aus dem bürgerkriegumkämpften Spanien nach England geschafft. Unerwartet trifft ein weiterer Gast ein: der Sohn von Simeons altem Geschäftsfreund, Stephen Farr, aus Südafrika.

Doch Lee möchte kein Familienfest mit weihnachtlicher Versöhnung feiern, sondern sich vielmehr über die Rivalitäten seiner Kinder amüsieren. Mit ständigen Bosheiten stachelt er seine Söhne gegeneinander auf. Doch es ist ein Spiel mit dem Feuer, das er da treibt. Während die Familie nach dem Dinner am Heilig Abend sich im Erdgeschoss aufhält (wirklich die ganze Familie?), ertönt oben im Zimmer des Hausherren plötzlich ohrenbetäubender Lärm und ein Schrei, der klingt, als ob eine verlorene Seele am Tag des jüngsten Gerichts schreit. Alle Lees laufen nach oben, aber die Tür zu Simeon Lees Raum ist verschlossen. Als die endlich aufgebrochen ist, finden sie den Vater in einer riesigen Blutlache mit aufgeschlitzter Kehle vor. "Wer hätte gedacht, dass der alte Mann soviel Blut in sich hatte?" kommt Lydia Lee in den Sinn. "Gottes Mühlen mahlen langsam, aber gründlich", sinniert ihr Schwager David.

Für Colonel Johnson und Superintendent Sugden stellt sich die klassische Frage: "Wer war's?". Die Lösung ist nicht einfach. Die Tür zum Mordzimmer war verschlossen und die Zeit für den Mord und die Türe wieder abzuschließen, ist eigentlich zu knapp. Obendrein haben einige Verdächtige ein Alibi, weil sie nachweislich im Speise- bzw. Wohnzimmer waren. Glücklicherweise hält sich Hercule Poirot bei Colonel Johsson auf und kann souverän sein detektivisches Können wieder einmal unter Beweis stellen und hat über Weihnachten den Mordfall geklärt.

Ich halte "Hercule Poirot's Christmas" für einen sehr guten Roman. Die Charakterzeichnung der Söhne und insbesondere ihrer Frauen und ihr Verhältnis zueinander ist gut getroffen. Zwei Punkte ziehe ich von der Höchstnote ab: das Motiv für Sugden als unehelicher Sohn den Vater umgebracht zu haben, finde ich ein wenig dünn. Außerdem finde ich es ein wenig unwahrscheinlich, dass sich just zu Weihnachten bei Lee gleich zwei uneheliche Söhne einschleichen, neben Sugden noch Stephen Farr, bzw. der Mann, der sich für diesen ausgibt, in Wirklichkeit aber ein weiterer - außerehelicher Sohn ist. Christie ist dabei auch dem Leser nicht ganz aufrichtig. Auf den ersten Seiten schreibt sie, wie Stephen Farr Pilar im Zug trifft. Eigentlich müsste sie als "allwissende Erzählerin" dabei ihre wahren Namen enthüllen.

Ich halte den Roman für gut, flüssig und spannend geschrieben, auch wenn die erste Hälfte an einigen Stellen etwas langatmig startet.

Amüsant und typisch englisch fand ich das Fenster, in Lees Raum, das sich schon ewig nicht mehr schließen lässt und nur notdürftig vor Einbruch geschützt, aber eben nicht mit deutscher Gründlichkeit repariert wurde. Auch würde mich interessieren, ob es in England nie den so genannten Pflichtanteil gab und Kinder tatsächlich enterbt werden konnten. Ist natürlich für einen Kriminalroman ein spannendes Moment.

Christies Abneigung gegenüber Politik wird in der Beschreibung des Unterhausabgeordneten George Lee deutlich, den sie als geizigen, aufgeblasenen Hohlkopf darstellt.

Interessant auch der technische Fortschritt in wenigen Jahren: bei ihrem ersten Roman (1920) war das Monor House noch nicht elektrifiziert, der Kerzenwachs am Boden im Mordzimmer war ein wichtiges Indiz. 1938 hat man im Herrenhaus natürlich Strom und die Zentralheizung hat ebenfalls Einzug gehalten.

Was halten die anderen vom dem Weihnachtskrimi? Mark kennt den Roman ja in und auswendig. Ich bin gespannt auf seine Meinung und die der anderen Leserinnen und Leser.
Christian Kirsch (Administrator)
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mark
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Re: Hercule Poirot's Christmas (Dezember 2010 / Januar 2011)

Beitrag von mark »

Es tut mir sehr leid, daß - nachdem ich sogar namentlich erwähnt wurde - mit Verspätung kommentiere. :wink: Ich bin in letzter Zeit doch sehr im Streß und komme weniger zu Christie, und dann noch Agarallos Abschied. :roll:

Also, was fällt mir dazu ein, was Christian noch nicht geschrieben hat (ACHTUNG: Kann Spoiler enthalten) :wink: :

Den Täter habe ich beim ersten Lesen nicht erraten, obwohl ich "Die Mausefalle" da schon kannte. :wink: Beim zweiten Lesen fällt es einem umso deutlicher auf.

Mir gefällt es generell gut, wenn Bücher mit einer Ankunft (hier in England) und einer Zugfahrt anfangen. Ist eine schöne Einleitung, sehr ähnlich in "Sleeping Murder", dort gibt es einen sehr ähnlichen Beginn der Geschichte.
Weihnachten spürt man in dem Poirot-Roman, fand ich, wenig, außer das eine Familie sich versammelt.
Die Beschreibungen des Hauses (u.a. von dem Steingarten), Einführung der einzelnen Charaktere, das Verhältnis zueinander ist schön geschildert. Der Mord hinter verschlossener Türe interessierte mich am meisten, ich war beim ersten Lesen ungefähr 15.
Die Erklärung für den zeitverschobenen Mord, sprich die Inszenierung fand ich etwas unglaubwürdig. Und zwar die Tatsache, ob ein Luftballon, dem die Luft entweicht, wie ein verzerrter Todesschrei klingt. Kann möglich sein - dicke Eichentüre, oberes Stockwerk.
Happy End am Schluß ist immer nett.

A New Christie for Christmas: Da finde ich bis heute allemal "Der diplomatische Zwischenfall" wesentlich weihnachtlicher als HPs Christmas, der auch zu Ostern/Silvester spielen könnte. Weihnachten ist hier lediglich der zeitliche Grund für eine Familienreunion. Ähnlich "Der Wachsblumenstrauß". Diplomatische Zwischenfall ist irgendwie da passender, alleine Poirots Heizungsangst :wink:
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mark
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Re: Hercule Poirot's Christmas (Dezember 2010 / Januar 2011)

Beitrag von mark »

Ich dachte schon, ich sei spät dran mit meiner "Kritik" gewesen, aber anscheinend nach Christian doch der erste... und letzte :wink:
Kinnings schreibt was, unser arme Admin hat doch extra diese schöne "Bücherecke/Book Club" eingerichtet :wink:
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berni2009
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Re: Hercule Poirot's Christmas (Dezember 2010 / Januar 2011)

Beitrag von berni2009 »

Nun gebe auch ich meine "two pence" :mrgreen: dazu:

Wie berits erwähnt,erinnert Hercule Poirots Weihnahcten auch mich an "Die Mausefalle". Polizist ist der Täter,wobei in Hercule Poirots Weichnachten der Polizist auch tatsächlich einer ist. Ansonsten ist es ebenfalls eine whoundit Story.

Ebenfalls teile ich die hier bereits gemachte Meinung,dass ein Ballon nicht unbedingt wie ein Schrei tönt - zumindest nicht für mich. Auch den komplexen Aufbau und der Schnur woran Sudgen gezogen hat,finde ich etwas fragwürdig.Was hätte er getan,wenn seine tolle Konstruktion nicht funktioniert hätte??

Ansonsten waren mir Pilar unn Farrar suspekt. Immer wenn jemand bei Christies Romanen von weit her kommt hinterfrage ich das immer beim Lesen. Sind diese Personen wirklich die für welche sie sich ausgeben usw. Den richtigen Riecher hatte ich eigentlich bald. Es kam mir verdächtig vor,dass Sudgen die Beweise(welche Pilar aufhob) nie gegenüber Poirot und seinem Vorgestezten erwähnte. Als dann Poiort den Schnauz kaufte,war mir klar wofür er das tat und das ich richtig lag,da der einizige beteilgte mit Schnauz - und der doch realtiv vielen möglich involvierten Personen- Sudgen war.

Im Buch wird der Satz "Elephants can remember" erwähnt und auch ein Butler Tressilian,das erinnert mich an Lady Tressilian von "Towards Zero" vom Namen her.

Ich habe zwischen 4 und 5 Punkten bei der Vergabe geschwankt und mich dann für eine durchschnittliche Bewertung entschieden.

Auch ich appeliere an die Forumsteilnehmerinnen und Teilnehmer,macht doch bitte mit bei den Bücherbesprechungen,lasst uns nicht hängen
O God! Revenge his foul and most unnatural murder.
Murder! Murder most foul, as in the best it is;
But this most foul, strange and unnatural.
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Christian
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Re: Hercule Poirot's Christmas (Dezember 2010 / Januar 2011)

Beitrag von Christian »

Hallo,
ich habe vor 14 Tagen mir die Verfilmung von 1995 angeschaut. Dazu wollte ich schon länger etwas zu schreiben, aber man kommt ja zu nichts.
Die Verfilmung hat mir recht gut gefallen. Leider wurde für die Verfilmung das Ehepaar David Lee (sagt man das überhaupt noch "Mrs. David Lee"?) gestrichen und einige Charakterzüge der beiden auf andere Figuren verteilt. So war plötzlich Alfred seiner Mutter ergeben und nicht dem Vater. Ganz gut wurde der Ballon, der den Todesschrei von Simeon Lee vortäuschen sollte, umgesetzt.
Die Drehbuchschreiber der aktuellen Miss Marple Reihe sollten sich den Film ansehen, um zu lernen wie authentische Verfilmungen gelingen können.

Zum Buch möchte ich noch nachtragen, dass ich die Figur der Pilar stellenweise etwas fremdenfeindlich dargestellt empfand (blutrünstige Spanier - wegen Stierkampf).
Christian Kirsch (Administrator)
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