Die Monogramm Morde

Fragen und Gedanken zu den Büchern der Queen of Crime
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Mason
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Die Monogramm Morde

Beitrag von Mason »

Hat jemand von euch schon den neuen Hercule Poirot "Die Monogramm Morde" gelesen? Ich bin bestimmt kein Purist was Freiheiten anbetrifft, aber das bei dem Buch war ich "not amused". Würde gerne eure Meinung hören. :?
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Japp
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Re: Die Monogramm Morde

Beitrag von Japp »

da ich über die Autorin eine ganz bestimmte Meinung habe, die ich öffentlich
nicht kundtun kann, enthalte ich mich weiterer Kommentare.

:!:
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Mason
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Re: Die Monogramm Morde

Beitrag von Mason »

Dann bist du genauso begeistert wie ich. Ich kannte die Autorin vorher überhaupt nicht. Aber wenn alle ihre Bücher so ablaufen, dann frage ich mich schon, wie die nur eins davon verkauft. :(
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Japp
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Re: Die Monogramm Morde

Beitrag von Japp »

sagen wirs mal so, wenn ich den ganzen tag twittere und social media hier und dort, bekomm ich nichts auf die reihe.
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Christian
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Re: Die Monogramm Morde

Beitrag von Christian »

So, ich habe das Machwerk (Monogram Murders) heute zu Ende gelesen. Der Plot ist total konstruiert. Die Story hat mich kein bisschen gefesselt, die Handlung wird umständlich und langatmig erzählt. Die "Lösung" des Rätsels, die Hannah zum Schluss bietet, ist noch unwahrscheinlicher als die, die eine der Verdächtigen in Kapitel 19 "The truth at last" (was schon eine Täuschung des Lesers ist) Poirot auftischt. Um Sophie Hannahs eigene Worte zu verwenden: "For who would think to invent such a fabrication?". Darüber hinaus sind die Figuren in sich nicht stimmig. Als Bibliothekar ist mir z.B. noch kein Nutzer untergekommen, der "if he failed to return a book to a library when it was due to be returned, he would suffer agonies of remorse". Poirots Verhörmethoden sind anders als sonst, oft ist er direkt brüsk. Der ermittelnde Detektiv Catchpool dagegen ist eine Mimose. Wie J. K. Rowling ("A casual vacancy") scheint auch Hannah dörfliche Gemeinden für einen Hort an Spießertum und Scheinheiligkeit zu halten. Die Geschichte (aus der die Morde resultieren) um das Pfarrerehepaar, das von üblen Gerüchten im Dort in den Tod getrieben wird, steckt voller Klischees. Während Christie durch ihre Schlichtheit Leser aller Bildungsschichten anspricht. gefällt sich Sophie Hannah darin, seltene und hochsprachliche Wörter einzustreuen. Ein überflüssiges Buch (wenigstens bekam ich es geschenkt), das eindrucksvoll die Überlegenheit von Christies meisterlichem Talent unter Beweis stellt.
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Wilfried
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Re: Die Monogramm Morde

Beitrag von Wilfried »

In der Tat ist das Buch ein dummes Machwerk. Beim Titel denkt man unweigerlich an die ABC-Morde. Ich habe bei Amazon nur die ersten Seiten online gelesen und war bedient! Gleich zu Beginn Homosexualität - ein absolutes Non-Christie-Thema! Dazu das absolut reizlose Setting: Poirot in jungen Jahren in seinem Heimatland Belgien. Die Autorin hat überhaupt nicht kapiert, was den Reiz von Hercule Poirot ausmacht, nämlich die Tatsache, dass er in England in so vielerlei Weise aus dem Rahmen fällt. Ein Fossil, das komisch spricht und die Verbrecher nur mit seinen genialen grauen Zellen verfolgt, schrullig und von einer kaum zu ertragenden Pedanterie, aber dennoch liebenswürdig und immer auf Ettikette bedacht.

Tatsächlich trifft die Autorin auch Poirot's Sprache nicht. Kurzum: Bloss nicht kaufen, und wer schon ein Exemplar hat und zudem einen Kamin: Vielleicht hat es ja wenigstens einen ordentlichen Brennwert :lol:
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mark
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Re: Die Monogramm Morde

Beitrag von mark »

@Wilfried: Stimme mit Dir und Christian überein, kein würdiges Nachfolgerbuch, aber Berufsenkel hat sicherlich sehr viel Geld damit verdient, wenn ich allein nur an die Marketingstrategie denke...

Wollte nur zu einem Punkt was anmerken: Homosexualität ist durchaus ein Christie-Thema, welches auch verwendet wurde und öfter unterschwellig auftaucht. Mir fallen spontan folgende Bücher, Theaterstücke dazu ein:

The Moving Finger (Die Schattenhand)
A Murder Is Announced (Ein Mord wird angekündigt)
Five Little Pigs (Das unvollendete Bildnis)

Tod auf dem Nil und Die Masefalle (Theaterfassungen)
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Wilfried
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Re: Die Monogramm Morde

Beitrag von Wilfried »

Lieber Mark,
Natürlich hast du recht: Homosexualität ist ein auch Christie-Thema. Nur der gute Poirot findet es abstoßend. :x

Ach ja die Geldgier von der Nachkommenschaft... 8)

Wie hervorragend es Autoren von Format gelingen kann, eine Roman-Serie weiterzuführen ganz in der Tradition des Schöpfers, kann man beim früh verstorbenen Ian Fleming mit großem Lesegenuss gerade im Cross Cult Verlag erleben. Der respektierte Romanschriftsteller Kingsley Amis setzte 1968 unter dem Pseudonym Robert Markham die Bond-Roman-Serie fort mit der Episode "Colonel Sun" - seit letzten Herbst auch neu übersetzt auf Deutsch erschienen. Und weiter geht die Reihe mit Bond-Romanen aus der Feder von John Gardner. Bin gerade wild am Schmökern in "Colonel Sun"; ein wirklich guter Krimi. :)

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http://www.cross-cult.de/crime-thriller ... nd-15.html
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mark
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Re: Die Monogramm Morde

Beitrag von mark »

Nur der gute Poirot findet es abstoßend.
Muß doch mal die gute alte Dame verteidigen: Ich kann mich nicht erinnern, daß sie sich jemals über dieses Thema überhaupt und schon gar nicht negativ geäußert hat, auch nicht durch ihre Figuren. Poirot hat dazu daher keine Meinung, er selbst wäre ja der typische Verdächtige gewesen, von seinem Lebensstil her. Mal von einer Gräfin angesehen, der er nur dreimal angesichtig wurde ;)
Die Romanfiguren werden natürlich leicht und dem Zeitgeist entsprechend stereotypisch dargestellt, aber doch sehr zurückhaltend und in ihrem fiktiven Umfeld stillschweigend toleriert. Engländer waren schon immer etwas toleranter ;)
So damit wieder zu anderen Themen ;)
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Wilfried
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Re: Die Monogramm Morde

Beitrag von Wilfried »

Ich hab grad gesehen, die "Monogramm-Morde" werden zurzeit bei "Frölich + Kaufmann" zum absoluten Ramschpreis von 2,95 € angeboten. So tief ist ein "echter Poirot" meines Wissens noch nie gesunken - der Atlantik-Verlag hat sich wohl gewaltig verspekuliert, was Sophie Hannah's Akzeptanz bei Christie-Fans angeht. Wer das Buch also unbedingt braucht...Ich werd es auch für diesen Preis nicht kaufen. :lol: :lol: :lol:

Empfehlenswert hingegen ist die bei F+K ebenfalls herabgesetzte (4,95 € statt 16,95 €) Graphik-Novelle von Francoise Rivère "Tod auf dem Nil". Der durchgehend farbige, großformatige Band fängt die Stimmung der 1930er Jahre gekonnt ein. Zugreifen, wer dieses Genre auch mag und das Buch noch nicht hat :!:
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