Seite 1 von 1

Rassismusvorwurf! Darf man sowas heute noch?

Verfasst: 01.05.2010, 22:38
von berni2009
Um Eure geschätzte Meinung wird gebeten. Das Berliner Kriminaltheater hat,anlässlich seines 10-jährigen Bestehens "10 kleine Negerlein"(unter genau diesem Titel!) aufgeführt. Dies polarisiert bundesweit,aber lest selbst und schreibt mal Eure "Two Pence" hier im Forum:

Quelle: Der Tagesspiegel

http://www.tagesspiegel.de/berlin/stadt ... 05186.html

Wenn ihr auf der Seite vom Tagesspiegel runter scrollt, dann gibt es dort teilweise ein paar interessante Wortmeldungen.

Re: Rassismusvorwurf! Darf man sowas heute noch?

Verfasst: 02.05.2010, 10:43
von mark
Ach Du Gott, während meines Diss.Studiums mußte ich mich mit dieser überaus lästigen "English political correctness" herumschlagen und mit engagierten Für-was-auch-immer-Rechtlern heftige Diskussionen führen.

Der Autor hat diesen Titel gewählt, es ist sein, hier ihr Werk, damit basta. Geht nicht gegen Dich, Bernie. :wink:
Diese Diskussionen sind einfach zu dumm. Diese Begriffe entstammen aus ihrer jeweiligen Zeit, damals verwendete man dies einfach. Wenn ich übersetze, muß ich in diesem Fall auch altmodisch übersetzen, andernfalls zerstöre ich die altmodische Atmosphäre.
Zur Beschreibung von Schwarzen ging man im Englischen mittlerweile von "nigger" zu "black people". Dann beschwerten sich die nicht so Dunkelhäutigen, die auch unter "schwarz" subsumiert wurden, also sagte man künftig "coloured people" (Farbige). Das war anscheinend wieder zu weit gefaßt (denn auch Chinesen fielen darunter), wieder zehn Jahre später waren es dann "Afro-americans". Galt aber wie der Name schon sagt, nur für Menschen aus Afrika und Amerika. Es gibt auch dunkle Inder... Heute, NACH 50 Jahren!!!, ist "black people" wieder politisch korrekt. Schwarze selbst bezeichnen sich im Englischen als "black". Es ist kurz, prägnant und von ihnen selbst akzeptiert.
Diese Diskussion gibt es für "schwul/homosexuell", auch für "Altenheim, Seniorenheim, Pensionärsheim" etc. Vor allem im Englischen wissen viele wirklich vor lauter gutgemeinter Höflichkeit nicht, wie sie solche Heime bezeichnen sollen. Kein Witz.

Man merkt in allen Sprachen sofort am Satzbau, Intonation und Umfeld, ob ein Wort rassistisch oder wertungsfrei/beschreibend gemeint ist.
Als Simultandolmetscher habe ich auch, ehrlich gesagt, keine Zeit, lange politisch korrekte Umschreibungen im Deutschen zu finden, wenn der Originalredner nur das kurze Wort "black people" verwendet. Dafür ist einfach keine Zeit, wenn der Redner weiter redet.

Das Buch/Theaterstück erschien damals unter dem Namen, und niemand hat das Recht, es zu ändern. Zudem ist dies ein weltweit bekannter Kinderreim, die Quintessenz des ganzen Stückes!

Das beste ist ja, in den USA nannte man es in "Ten Little Soldiers" um!! Von Negern zu Soldaten, was es natürlich unendlich besser machte. :roll: :wink:

Re: Rassismusvorwurf! Darf man sowas heute noch?

Verfasst: 02.05.2010, 13:43
von berni2009
mark: Persönlich finde ich das auch komplett übertrieben. Aber jede/r hat dazu natürlcih eine eigne Meinung. Früher sagte man z.B. Eskimo (Fischesser) heute muss/sollte man Inuit sagen.

Dazu ist es,wie du bereits geschrieben hast, ein Kinderreim - auch was du zum Werk von Agatha Christie anbelangt wurde es damals unter genau diesem Titel veröffentlicht,also sollte man es auch so beibehalten. Auch stimme ich dir voll zu,dass viele Menschen nicht mehr wissen,wie sie sich jetzt in diesem "Gebiet" richtig artikulieren sollen. Ständige Neuerungen und Änderungen führen doch nur zu noch mehr "confusion". Das war jedenfalls meine Meinung zu diesem doch sehr polariserenden Thema.

Re: Rassismusvorwurf! Darf man sowas heute noch?

Verfasst: 02.05.2010, 18:41
von mark
Die Tatsache, daß vor allem meine Landsgenossen (UK), sich immer so unsicher sind, wie sie sich artikulieren sollen, finde ich schon schlimm. Selbst mir ist dann schon manchmal rausgerutscht: "Stop being so damned British!" :lol: Wegen dieser vielen berufl. Diskussionen reagiere ich da immer gleich genervt, sorry :wink:
Aber die Schreiberlinge dieser Zeitung sollen Gleichberechtigung oder Antirassismus praktizieren und nicht so viel darüber theoretisieren. Wenn man sonst keine Sorgen hat. Im Deutschen hat man Christie ja auch in den 50iger Jahre Übersetzungen entnazifiziert. Heute schwört man wieder auf Originaltreue und alles taucht wieder auf. Gäbe es diese Kriege in der Vergangenheit nicht, gäbe es auch nicht dieses kollektive schlechte Gewissen und diese übervorsichtigen Gedanken.

Re: Rassismusvorwurf! Darf man sowas heute noch?

Verfasst: 03.05.2010, 17:17
von Agarallo
Das Thema Rassismus hatten wir doch auch schon mal :wink:

In "Meine gute alte Zeit" wimmelt es nur so von rassistischen Anspielungen. Dank der ausschweifenden Kindheitserinnerungen der A.C. und er damit einhergehenden Ermüdungserscheinungen der Leser überlist man diese "Patzer" recht schnell. :wink:

Re: Rassismusvorwurf! Darf man sowas heute noch?

Verfasst: 03.05.2010, 18:35
von berni2009
@agarallo:Was, du hast den "dicken Schinken"(Meine gute...) ganz durchgelesen?? :D Bis heute habe ich immer nur ein bisschen Quer gelesen. :wink:

Re: Rassismusvorwurf! Darf man sowas heute noch?

Verfasst: 03.05.2010, 19:02
von Agarallo
berni2009 hat geschrieben:@agarallo:Was, du hast den "dicken Schinken"(Meine gute...) ganz durchgelesen?
Klar; und das nicht nur einmal.
Die ersten Kapitel hätte man durchaus straffen können. :wink:

Aber zurück zu deinen Negerlein...

Re: Rassismusvorwurf! Darf man sowas heute noch?

Verfasst: 03.05.2010, 20:25
von mark
Nur damit für andere Leser hier kein falscher Eindruck entsteht, Christie war keine Rassistin, nur ein Kind ihrer Zeit wie alle anderen. Hauptsächlich zeigt sich dies in Beschreibungen von Personen, z.B. "jüdische Nase" oder ähnliches. Für ein weitgereiste Frau, sie war ja privilegiert, war sie doch recht offen und vernünftig.

Re: Rassismusvorwurf! Darf man sowas heute noch?

Verfasst: 04.05.2010, 12:30
von BigBen
mark hat geschrieben:Christie war keine Rassistin, nur ein Kind ihrer Zeit wie alle anderen.
Für ein weitgereiste Frau, sie war ja privilegiert, war sie doch recht offen und vernünftig.
Hallo zusammen,
manchmal denke ich auch, wenn man keine Probleme hat, schafft man sich welche :? ...... Hier stimme ich Mark zu, Agatha als "Frau von Welt" war weit weg von irgendwelchen rassistischen Ambitionen. Es handelt sich um einen Kinderreim. Klar, man kann das Buch auch umtaufen in "10 kleine Schwarzafrikanerleinchen" oder "10 nicht allzu große farbige Menschen mit Migrationshintergrund". Himmel! :roll: :roll: :roll:
Schönen Tag noch allerseits,

Re: Rassismusvorwurf! Darf man sowas heute noch?

Verfasst: 04.05.2010, 16:28
von mark
10 nicht allzu große farbige Menschen mit Migrationshintergrund

Das gefällt mir, würde bestimmt der Verkaufshit. :lol: :lol: