2 Versionen -"Die Morde des Herrn ABC" (1964) ?

[Agarallo]

Die Morde des Herrn ABC
Krimikomödie, Großbritannien 1964
Regie: Frank Tashlin
Buch: David Pursall und Jack Seddon
Kamera: Desmond Dickinson
Autor: Agatha Christie
Musik: Ron Goodwin
Produzent: Lawrence P. Bachmann
Mit: Tony Randall, Anita Ekberg, Robert Morley, Maurice Denham, Guy Rolfe, Sheila Allen, James Villiers, Julian Glover, Grazina Frame, Cyril Luckham, Richard Wattis, Margaret Rutherford, Stringer Davis

Der berühmte Detektiv Hercule Poirot entdeckt in London eine Mordserie, deren Opfer alphabetisch ausgewählt werden. Bei seinen Ermittlungen gerät ihm ständig der glücklose, britische Geheimagent Hastings in die Quere, aber auch die psychisch kranke Amanda Beatrice Cross. Als sie stirbt, kommt Poirot einer heimtückischen Erbschleicherei auf die Spur...

So weit, so gut...
Für viele wohl auch: so ungut

Nun hat mich jemand darauf aufmerksam gemacht, dass dieser Film schon einmal abgedreht wurde, allerdings ohne Tony Randall.
Hier hatte die Rolle von Hercule Poirot der Schauspieler Zero Mostel übernommen.
Weil Agatha Christie wegen einer "Schlafzimmerszene" heftig protestiert hatte, wurde der Film verschrottet und neu abgedreht...

Ich bin da etwas ratlos.

[Mason]

Das mit der "Schlafzimmerszene" stimmt. Monsieur Poirot in einer Bettszene mit einer Frau, ging der guten Agatha eindeutig zu weit. Da gab es wohl ziemlichen Krach. Die Szene durfte auf keinen Fall mehr verwendet werden. Von Mostel habe ich auch schon gehört, aber ich war mir nicht ganz sicher, ob deshalb der Film geschrottet wurde.
Aber ehrlich gesagt, kann ich den Film mit Tony Randall nicht ganz erst nehmen. Der mag amüsant sein, hat aber doch mit dem Poirot und Hastings aus den Büchern gar nichts zu tun.

[Hastings]

Tja, er geht halt noch 2 Schritte weiter als die Rutherford-Marple und gibt Christies Figuren völlig der Lächerlichkeit preis. Für sich betrachtet reicht er noch für das eine oder andere Schmunzeln.
Das mit der "Schlafzimmerszene" wußte ich auch, aber daß man dafür den ganzen Film neu dreht, statt die "anstößige" Szene einfach rauszuschneiden...

Aber mal was anderes: der Butler der Familie Clarke wird laut Abspann von Austin Trevor gespielt. Ist das DER Austin Trevor aus den drei 30er-Jahre Filmen "Alibi", "Lord Edgware Dies" und "Black Coffee"?

[Agarallo]

Genau dieser...

Die 3 Poirot-Filme mit Austin Trevor sind leider nicht aufzufinden...

[Agarallo]

Der erste käuflich erhältlich Film mit Austin Trevor stammt erst aus dem Jahre 1935:

The Silent Passenger(1935)
Dorothy L. Sayers' Lord Peter Wimsey (Peter Haddon)

[gubanov]

Nun hat mich jemand darauf aufmerksam gemacht, dass dieser Film schon einmal abgedreht wurde, allerdings ohne Tony Randall.
Hier hatte die Rolle von Hercule Poirot der Schauspieler Zero Mostel übernommen.
Weil Agatha Christie wegen einer "Schlafzimmerszene" heftig protestiert hatte, wurde der Film verschrottet und neu abgedreht...

Ich bin da etwas ratlos.

Schenkt man Peter Hainings Buch über die Suchet-Poirot-Serie Glauben, in dem ja auch die anderen Poirot-Verfilmungen besprochen werden, so wurde die Fassung mit Zero Mostel zwar beabsichtigt, aber - aufgrund der Intervention von Agatha Christie vor (!) Drehbeginn - nie realisiert. Somit gibt es nur die eine Version mit Tony Randall. Zitat zur betreffenden Frage und der bereits angeklungenen Bettszene: "Agatha Christie was not amused, and the production was abandoned on what was to have been the first day of shooting." (Peter Haining: Agatha Christie's Poirot - A Celebration of the Great Detective, 1995, LWT, Boxtree, S. 99f)

[mark]

Endlich mal einer, der wunderbar zitieren kann, sprich die Quelle bibliographisch schön angibt.
Da schaue ich doch gleich mal bei Amazon nach.

Zum Film: Die Szenen mit Hastings mag ich, weil der Schauspieler auch bei den Rutherfordadaptionen mal mitspielt. Sein GEsicht ist herrlich und die deutsche Stimme. Ansonsten ist der Film schlecht. Außer noch die Begegnung mit Rutherford. Die Handlung ist vollkommen verzerrt und wie sagen Engländer: Sehr befremdlich.

[Milchester862]

Die Morde des Herrn ABC
Krimikomödie, Großbritannien 1964
Regie: Frank Tashlin
Buch: David Pursall und Jack Seddon
Kamera: Desmond Dickinson
Autor: Agatha Christie
Musik: Ron Goodwin
Produzent: Lawrence P. Bachmann

Mit Ausnahme des Regisseurs alles Rutherford-Miss Marple-"Verantwortliche"!

Nun hat mich jemand darauf aufmerksam gemacht, dass dieser Film schon einmal abgedreht wurde, allerdings ohne Tony Randall.
Hier hatte die Rolle von Hercule Poirot der Schauspieler Zero Mostel übernommen.
Weil Agatha Christie wegen einer "Schlafzimmerszene" heftig protestiert hatte, wurde der Film verschrottet und neu abgedreht...

Vielleicht waren die allesamt sauer auf die gute Agatha (weil sie ja auch schon deren Miss Marple-Verfilmungen nicht sonderlich mochte) und haben deshalb einen so..., ja fast "albernen" Poirot abgeliefert?!
Naja, nur so eine Spekulation...

Gruß
-Jens

[mark]

Vielleicht waren die allesamt sauer auf die gute Agatha (weil sie ja auch schon deren Miss Marple-Verfilmungen nicht sonderlich mochte) und haben deshalb einen so..., ja fast "albernen" Poirot abgeliefert?!
Naja, nur so eine Spekulation...

Das glaube ich kaum. Ein teurer Scherz. Die einfache Antwort wird Zeitgeist gewesen sein. Rutherfordfilme, doch sehr auf Humor in Verbindung mit Crime abgezielt, liefen damals (noch) gut (der 5. Rutherfordfilm wurde ja bereits abgesetzt), da versuchte man es einfach mal mit Poirot. Solche cineastischen Versuchepassieren doch heute auch andauernd, vor allem in Deutschland. A

[Agarallo]

Der Film ist Klamauk.
Wenn der im TV kommt, schaue ich ihn trotzdem.
Der Grund ist Robert Morley

[Milchester862]

(der 5. Rutherfordfilm wurde ja bereits abgesetzt)

Wie, der 5. Rutherfordfilm???
Da war einer in Planung bzw. wurde schon begonnen?!?!
Da weiß ich ja gar nix von; welcher hätte es denn werden sollen??

Viele Grüße
-Jens

[Agarallo]

Wenn du dir noch mal den Film "4 Frauen und ein Mord" reinziehen würdest...
Am Ende des Filmes siehst du Miss Marple und Mr. Stringer auf einer Kutsche davon "düsen".
Die Rückseite des Gefährtes ziert ein Schild mit dem Verweis auf den MGM-Film "Murder without End". Dies wird allgemein als Hinweis für den (im Endeffekt nicht abgedrehten) 5. Miss Marple-Film gewertet.
Auch gibt es "Hinweise", dass entweder "Mord im Pfarrhaus" oder "Ein Mord wird angekündigt" als Überlegung in die nähere Auswahl kamen. Dies ist allerdings nicht belegt...

[mark]

Nein, "Die Tote in der Bibliothek" war als 5. Film vorgesehen und auch das Drehbuch schon geschrieben, zumindest teilweise.
Steht in irgendeiner Biographie und in meiner Christie-Bibel von Charles Osborne -- "The life and times of Agatha Christie".
Na, das Du das nicht weißt.

[Milchester862]

[quote="Agarallo"]Wenn du dir noch mal den Film "4 Frauen und ein Mord" reinziehen würdest...
Am Ende des Filmes siehst du Miss Marple und Mr. Stringer auf einer Kutsche davon "düsen".
Die Rückseite des Gefährtes ziert ein Schild mit dem Verweis auf den MGM-Film "Murder without End". Dies wird allgemein als Hinweis für den (im Endeffekt nicht abgedrehten) 5. Miss Marple-Film gewertet.[quote]

Also zunächst einmal ist "Vier Frauen und ein Mord" der 3. Film der Miss Marple-Reihe; danach kommt auf jeden Fall noch "Mörder ahoi!", auf den sich das Schild an der Kutsche ebenfalls beziehen könnte - aber ich glaube soweit darf man gar nicht denken:
Ich hielt (und halte immer noch) dieses Schild an der Kutsche für einen kleinen Gag:
"Murder without End" erscheint sozusagen per Kutschexpreß an der Stelle, wo bei MGM normalerweise zwischen Filmtitel (hier: "Murder Most Foul") und Produktionsdaten in großen Lettern zu lesen ist: "THE END". Dies erscheint eben nicht, was meiner Meinung nach ein kleiner Scherz sein soll, mit dem sich die MGM selbst ein wenig auf's Korn nimmt, ohne weitere größere Hintergedanken.

Gruß
-Jens

[Agarallo]

Also zunächst einmal ist "Vier Frauen und ein Mord" der 3. Film der Miss Marple-Reihe; danach kommt auf jeden Fall noch "Mörder ahoi!", auf den sich das Schild an der Kutsche ebenfalls beziehen könnte ...

Als 4. Film hatte man erst ""Murder without End" geplant.
Durch die stetig sinkenden Kinobesucherzahlen schwenkte man allerdings um und schickte "Mörder ahoi" hinterher. Und dieser Film ist ja auch der M. Rutherford auf den Leib geschrieben worden.

Welcher Roman als Vorlage für "Murder without End" (der damalige Arbeitstitel) genommen werden sollte, ist immer noch umstritten.

Tja; der gute Charles Osborne.
Leider stimmt nicht alles, was er in "The life and times of Agatha Christie zum Besten gibt.
Aber das ist ja für Mark schon wieder Gotteslästerung

Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.
Sinngemäß gilt das auch manchmal für schlaue Bücher