Agatha Christie & Scherz Verlag

Fragen und Gedanken zu den Büchern der Queen of Crime
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berni2009
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Agatha Christie & Scherz Verlag

Beitrag von berni2009 »

Gerne mölchte ich hier eine Diskussion starten,warum früher im Scherz Verlag die Werke von Agatha Christie gekürzt wurden. (Danke für die bisherigen Infos an dierser Stelle an chioaachen) :)

Was war eurer Meinung nach der Grund für diese Kürzungen beim Scherz Verlag ? Zensur? :?:
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chioaachen
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Re: Agatha Christie & Scherz Verlag

Beitrag von chioaachen »

Nein, mit Zensur hat das wenig oder gar nichts zu tun.

Die Bücher wurden auf Großbögen gedruckt, die dann geschnitten und zusammen gefügt wurden. Ein Großbogen ergab 8 Blätter = 16 Seiten. So ergibt die Seitenzahl der Bücher bis in die 90-er Jahre hinein ein Produkt mit der Zahl 16. Zuerst waren es 208 Seiten (13 Bögen), dann lange 192 Seiten (12 Bögen), 176 Seiten usw. Man kann das auch bei Fehldrucken sehen: Immer sind 16 Seiten falsch eingefügt - ein Bogen eben.
Hätte eine Übersetzung etwa 194 Seiten ergeben, hätte man einen weiteren Bogen verwenden müssen, aber eben nur zum Teil = teure Papierverschwendung. Also Kürzung.

Weiter die früher wichtige "Reihenphilosophie": gleiche Aufmachung, gleicher Umfang. Man muss auch sagen, dass 192 Seiten für die allermeisten Krimis der damaligen Zeit ausreichten. Später wurde das Papier teurer, der Seitenumfang geringer, die Kürzungen stärker.

Richard Karl Flesch, der legendäre Herausgeber der Rowohlt-Thriller, die sich mit dem Vermerk "ungekürzte Ausgabe" schmückten, meinte einmal freimütig, für ihn bedeuteteten 10 % Kürzung bei der Übersetzung immer noch "ungekürzt"! Heute sieht man das ein bisschen anders.

EINE Zensur allerdings gab es und gibt es teilweise bis heute: wenn in den Romanen böse Deutsche vorkamen ( Nazis, Soldaten), wurden sie einfach nicht übersetzt. Die Verlage mein(t)en, das könne man dem deutschen Leser nicht zumuten.Diese Einstellung ist aber nicht auf Krimis beschränkt. Bekanntes Beispiel ist die verstümmelte Sychronisation von "Casablanca".


chio
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Japp
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Re: Agatha Christie & Scherz Verlag

Beitrag von Japp »

leider verdienen die AC Romane nicht die Veröffentlichung in Deutschland dies sie bisher bekommen haben.
Hier sollte man mal alles von A-Z bei einem Verlag bündeln und als gescheite Gesamtedition rausbringen!
Auch mit einheitlichem Design.
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berni2009
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Re: Agatha Christie & Scherz Verlag

Beitrag von berni2009 »

@chioaachen:

Ja,das klingt plausibel. Wirtschaftliche Gründe,deshalb Kürzung.

Das Thema Zensur ist schon ein unsägliches Thema. Ich für meinen Teil fühle mich bevormundet,wenn mir jemand vorschreibt was ich wie zu lesen habe, bezw. mir die FSK diktiert, in welcher (stark) geschnittenen Fassung (oder fragwürdigen deutschen Synchronisation)ich mir ein Film anzusehen habe. Meiner Meinung nach,sollte jede/r für sich selbst entscheiden,was sie/er sich zumuten kann/will.

"Passenger to Frankfurt" wurde bekanntlich bereits 1970 in englischer Sprache veröffentlicht und erst im Rahmen der Hachette Collection im Jahr 2008 in deutscher Sprache veröffentlicht. Wenn ich vom Inhalt des Buches ausgehe,denke ich,dass dies der Grund war,warum das Werk so lange nicht in deutscher Sprache verfügbar war. Es werden wohl kaum irgendwelche rechtlichen "Probleme" gewesen sein?
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