Fragen zu Scherz Verlag & Lizenzausgaben

Fragen und Gedanken zu den Büchern der Queen of Crime
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berni2009
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Fragen zu Scherz Verlag & Lizenzausgaben

Beitrag von berni2009 »

Ist es möglich,dass wir hier alle gemeinsam im Forum,die untenstehende Liste komplettieren können?

Wer kann Angaben zu Bertelsmann,Goldmann,Ullstein,Neuer Kaiser Verlag und Edito Service machen? Wurden diese je überarbeitet ?Ich denke,es sind alles Lizenzausgaben vom Scherz Verlag - und bis auf die Weltbild Ausgaben - nicht überabeitet, sehe ich das so richtig?

Bertelsmann ?
Neuer Kaiser Verlag / Klagenfurt, AUT ?
Weltbild (gekürzt,basiert auf Scherz,wurde überabeitet,trotzdem fehlen Teile)
Goldmann ?
Ullstein ?
Edito Service / Genf, CH ?
Loewe (gekürzt,basiert auf Scherz,teilweise andere deutsche Buchtitel)
Hachette (gekürzt,siehe Weltbild)

Wie sieht es mit den aktuell in der Buchhandlung erhältlichen Büchern vom Fischer(Scherz) Verlag aus? Hat Fischer die Scherz(welcher bekanntlich zum Fischer Verlag gehört) direkt 1:1 übernommen,ebenfalls gekürzt und nicht überarbeitet?

Ich bin euch für jede Hilfe wirklich sehr dankbar.

Gruss

Berni
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berni2009
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Re: Fragen zu Scherz Verlag & Lizenzausgaben

Beitrag von berni2009 »

Im deutschsprachigen Raum sind den von mir bereits erwähnten noch weitere Editionen erschienen:

1980 im Wissen Verlag,Herrsching insgesamt 20 Bände aus rotem Halbkunsteleder mit marmorierten Covern.Insgesamt wurden 58 (Kurz-)Geschichten veröffentlicht.

Im Loewe Verlag waren es meines Wissens 31 Bücher (mit 31 Geschichten)

Edition Rencontre(nicht zu verwechseln mit Edito Service,Genf) Lausanne 24 Bücher (24 Stories)

Wer kennt noch mehr deutschsprachige Ausgaben von anderen Verlagen als die bisher von mir 10 genannten?

Gruss an alle von

Berni
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chioaachen
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Re: Fragen zu Scherz Verlag & Lizenzausgaben

Beitrag von chioaachen »

Also:

Editions Rencontre war ein Schweizer Buchklub, der Mitte der 60-er Jahre pleite gegangen ist. Kurz vorher erschien die Christie - Ausgabe in 24 Bänden, wobei jeder Band 2 oder 3 Romane enthielt.
Veröffentlicht wurde alles bis dahin auf Deutsch bei Scherz, Goldmann und Mitternachtsbüchern Erschienene. Schöne schwarze Kunstleder-Bände mit roter Punktierung und Lesebändchen.
Die Ausgabe wird öfters bei Ebay angeboten und geht so für 80 bis 100 Euro weg. Nicht zu teuer, finde ich. Wer mit den alten Scherz- und Goldmann-Übersetzungen zufrieden ist, findet hier eine fast vollständige schöne Edition.

Von der Ausgabe im Wissen-Verlag halte ich nichts. Obwohl nahezu anderthalb Jahrzehnte nach Rencontre veröffentlicht, enthält sie genau deren Inhalt (die Nachdruckrechte von Scherz waren wohl billig zu kriegen) OHNE die bei Goldmann veröffentlichten Romane (deshalb auch nur 20 statt 24 Bände). Und eine Christie-Ausgabe ohne Alibi, Orient-Express, 13 bei Tisch, Tod in den Wolken - NEIN DANKE !!
Die Wissen-Verlag-Ausgabe ist etwas für Leute, die Agatha (scheinbar komplett) gut sichtbar im Bücherschrank präsentieren wollen. Christie-Leser sollten zu anderen Editionen greifen.

chio
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berni2009
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Re: Fragen zu Scherz Verlag & Lizenzausgaben

Beitrag von berni2009 »

@chio: Danke für deine Informationen.

Ich habe noch einige weitere Lizenzausgaben:

Verlag Hans Richarz, Sankt Augustin, 1970 (erschien z.B. Lauter reizend late Damen, 218S.)

Buch und Welt, 1970, 414 Seiten; Gebundene Ausgabe (3 kleine Mörderlein)

Deutscher Bücherbund, 1965. 325 Seiten; Gebundene Ausgabe(Mord in Mesopotamien,Blausäure)

Lingen Verlag,Köln,um 1980, Rächende Geister - Die Kleptomanin - Das fahle Pferd

Diogenes (bereits Anfang der 60er Jahre mehrere Titel erschienen)

So,jetzt haben wir doch bereits eine stattliche Anzahl von Verlagen mit Lizenzausgaben zusammen.
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Agarallo
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Re: Fragen zu Scherz Verlag & Lizenzausgaben

Beitrag von Agarallo »

berni2009 hat geschrieben:
Im Loewe Verlag waren es meines Wissens 31 Bücher (mit 31 Geschichten)
Bei mir stehen zumindest 33 Ausgaben :wink:
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berni2009
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Re: Fragen zu Scherz Verlag & Lizenzausgaben

Beitrag von berni2009 »

Agarallo hat geschrieben:
berni2009 hat geschrieben:
Im Loewe Verlag waren es meines Wissens 31 Bücher (mit 31 Geschichten)
Bei mir stehen zumindest 33 Ausgaben :wink:

Tja,deshalb hatte ich geschrieben "meines Wissens".... :wink: Mein Wissen in bezug auf Agatha Christie ist eben ziemlich bescheiden,im Vergleich zu dir, Agarallo. (siehe z.B. meine Frage zu "The 10£ Adventure" usw.)
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Re: Fragen zu Scherz Verlag & Lizenzausgaben

Beitrag von chioaachen »

Sind denn diese Loewe-Ausgaben überhaupt Original-Christie ??
Ich dachte immer, das sei A.C. auf Kinder/Jugendliche getrimmt bzw. zurechtgestutzt.
Wer klärt mich auf ?

chio
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berni2009
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Re: Fragen zu Scherz Verlag & Lizenzausgaben

Beitrag von berni2009 »

chioaachen hat geschrieben:Sind denn diese Loewe-Ausgaben überhaupt Original-Christie ??
Ich dachte immer, das sei A.C. auf Kinder/Jugendliche getrimmt bzw. zurechtgestutzt.
Wer klärt mich auf ?

chio

Es sind alles Lizenzausgaben von Scherz mit den damaligen Übersetzungen von Maria Meinert & Co.
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Re: Fragen zu Scherz Verlag & Lizenzausgaben

Beitrag von berni2009 »

Warum konnte der Scherz Verlag damals so viele Rechte erwerben? (z.B. Agatha Christie, Sir Arthur Conan Doyle, Daphne du Maurier, Alfred Hitchcock usw.)

Hatte kein anderer deutscher Verlag damals genügend finanzielle Mittel und Scherz hat jeweils den Zuschlag für die Rechte erhalten,weil er am meisten geboten hatte?
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Re: Fragen zu Scherz Verlag & Lizenzausgaben

Beitrag von chioaachen »

Man muss sich vor allem klar machen, dass "damals" in deiner Frage die Zeit des II. Weltkriegs bedeutet. Für die Krimi-Historiker beginnt das Golden Age mit einer Vielzahl von qualitativ und quantitativ herausragenden Büchern um 1930. Rechnet man 5 Jahre Zeitverzögerung, u.a. für die Übersetzung hinzu, so hätten diese Bücher (neben AC auch John Dickson Carr, Ellery Queen usw) etwa ab 1935 auf Deutsch erscheinen müssen. Damals hatten aber in Deutschland und Österreich die Barbaren das Sagen.

Die Nazis hatten mit Krimis nichts am Hut. Ob es das "demokratische Rechtsbewusstsein des englischen Krims" war, wie heute gerne behauptet wird, oder schlicht die Tatsache, dass für die Übersetzungsrechte mit harten Devisen gezahlt werden sollte, sei mal dahin gestellt. Jedenfalls befahl Goebbels` Ministerium , dass "Spannungsliteratur" nur noch von deutschen Autoren veröffentlicht wurde, die oftmals gar nicht so schlecht waren, wie etwa Axel Alts Bericht über den Berliner S-Bahn-Mörder zeigt (-ky hat den Fall in "...wie ein Tier" vor einigen Jahren noch mal aufgegriffen).

Anders sah die Sache für die deutschsprachige Schweiz aus. Dort begannen die Verlage Albert Müller (1939) und Alfred Scherz (1943) mit der Veröffentlichung der Golden Age Werke. Sie hatten ja aus dem Großdeutschen Reich keine Konkurrenz beim Bieten auf die Lizenzen und konnten so die Gebote niedrig halten. Und wenige Dollars sind immer noch besser als gar keine Dollars. In den ersten Nachkriegsjahren hatten die deutschen Verlage auch kein Geld um mitzubieten.Goldmann zum Beispiel druckte bis Mitte der 50-er Jahre seine Vorkriegs-Krimis nach - das war offenbar billiger.

So hatten Müller und Scherz gegenüber den westdeutschen Verlagen einen klaren Startvorteil. Müller konnte ihn auf Dauer nicht nutzen, die Krimi-Reihe A.M.Auswahl wurde 1967 eingestellt, und auch Scherz , sieht man vom (Auflagen-)Star Agatha Christie ab, wurstelte nach einiger Zeit ziemlich konzeptionslos vor sich hin.

In meinem Vorstellungsbeitrag hier im Forum habe ich geschrieben, dass Agatha mit Scherz nicht den besten Verlag erwischt hat, es aber auch sehr viel schlimmer hätte kommen können.
Dabei bleibe ich.

chio
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Re: Fragen zu Scherz Verlag & Lizenzausgaben

Beitrag von berni2009 »

@chio: Danke für deine sehr ausführliche und detaillierte Antwort.

Eigentlich hätte ich da selbst drauf kommen können. Mir ist natürlich auch bekannt was zwischen 1933-1945 in Deutschland politisch abeglaufen ist.

Es gab ja diese Bücherverbrennungen in der Öffentlichkeit,es gab auch die durch die von den Nazis(Goebbels,u.a. Präsident der Reichskulturkammer)
sogenannte "entartete Kunst" usw.
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Agarallo
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Re: Fragen zu Scherz Verlag & Lizenzausgaben

Beitrag von Agarallo »

Im "Deutschen Reich" gab es auch Agatha Christie-Buchveröffentlichungen durch "deutsche" Verlage:
Tal-Verlag Wien/Leipzig
Aufwärtsverlag Berlin
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Re: Fragen zu Scherz Verlag & Lizenzausgaben

Beitrag von chioaachen »

Ja, aber nur bis 1939. Mit Beginn des II. Weltkriegs war Schluss.
Die Krimi-Reihe des E.P. Tal Verlags ("Die Rotblauen Bücher") ist übrigens ein gutes Beispiel. Ab 1939 gab es keine ausländischen Autoren mehr in der Reihe. Ausnahme: Italiener. Aber die waren ja "befreundet". :roll:

chio

P.S. Beim Aufwärts-Verlag sind mir keine Agatha-Christie-Veröffentlichungen bekannt.
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berni2009
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Re: Fragen zu Scherz Verlag & Lizenzausgaben

Beitrag von berni2009 »

chio: Hier mal der Link zum Thema Aufwärts-Verlag:(Beitrag vom 27.Juni 2009)

viewtopic.php?f=8&t=1409

Am 27.6.2009 hat Agarallo noch einen Link am Anfang in seinem Beitrag gesetzt,welcher u.a. zu den Christie Werken die beim Aufwärts Verlag erschienen sind,führt.
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Re: Fragen zu Scherz Verlag & Lizenzausgaben

Beitrag von chioaachen »

Etwas verspätet ( der Hund war krank, und das geht dann allem Anderen vor :? ) habe ich mal in Mirko Schädels Bibliographie bis 1945 nachgeschlagen.

Die von Agarallo angeführte Ausgabe von "Styles" in der Übersetzung von Anna Drawe erschien bereits 1929 mit 183 Seiten bei Georg Müller in München. In der Reihe "Der 30 Pfg-Roman" des Aufwärts-Verlags erschienen noch "Der blaue Express", "Der Mord auf dem Golfplatz" und "Die Memoiren des Ministers", allesamt in den Jahren 1937/38, allesamt Nachdrucke früherer Ausgaben UND ALLESAMT GEKÜRZT AUF 96 SEITEN !! Ich denke, dass der "30-Pfg-Roman" eher eine Heft- als eine Buchreihe war. Leider macht der "Schädel" dazu keine Angaben.

Wie ich geschrieben habe, war mit Beginn des II. Weltkriegs die Übersetzung ausländischer Krimis im Deutschen Reuch zu Ende. Es ging erst -für die Schweiz- 1943 weiter, als Scherz Übersetzungen von "Morphium" , "Das Sterben in Wychwood" und "Mord in der Bibliothek" veröffentlichte. Die ziemlich holprigen Übersetzungen von Anna Katharina Rehmann und Auguste Flesch von Bringen wurden später bei Aufnahme der Romane in "Die Schwarzen Kriminalromane" übernommen.

chio
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